Mit der 1969 gegründeten Björn-Steiger-Stiftunge.V. wurden vor allem in den 1970er Jahren viele Modernisierungenund Einrichtungen im Rettungswesen in Deutschland vorgenommen, die heute als selbstverständlich gelten und die zivile Gefahrenabwehr von Feuerwehr und Rettungsdienst bis heute entscheidend geprägt haben. Die Björn-Steiger-Stiftung hat es sich unter anderem zur Aufgabe gemacht, die schnelle Rettung und medizinische Hilfe vorallem für Unfallopfer zu optimieren und die Kommunikationswege derRettungskette zu Verkürzen. Bis zu diesen Bestrebungen gab es bundesweit weder Leitstellen noch Notrufnummern noch überhaupt eine Koordinierung und Verständigung über die verschiedenen Hilfsorganisationen hinaus.
Auch in Dithmarschen war die Situation bis in die1970er Jahre hinein so, dass die Koordinierung und Alarmierungder Hilfsorganisationen dezentral erfolgte. Um eine Feuerwehr zu einem Brand zu rufen, gab es zwei Möglichkeiten: Auf dem Land waren in den Dörfern zahlreiche Sirenen mit öffentlichen Auslösestellenmittels Druckknopfmelder vorhanden, die von den Bürgern betätigt wurden. In größeren Gemeinden und den Städten konnte man dieFeuerwehr über die normale Telefonnummer des Feuerwache oder des Wehrführers erreichen. So ist beispielsweise aus Marne bekannt, dass in dieser Zeit immer ein Familienmitglied des Wehrführers zu HauseTelefondienst hatte. Danach konnte ebenfalls die Sirene manuell ausgelöst werden. In der Kreisstadt Heide löste eine auf der Feuerwache wohnende Familie den Alarm über so genannte Rundsteueranlagen aus. Über das Stromnetz wurden Alarmempfänger in den Wohnungen der Feuerwehrangehörigen ausgelöst. Die Sirenenalarmierung in Heide wurde bereits in den 1950er Jahren eingestellt. Der Rettungsdienst war zunächst noch in der Hand des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) und an den Krankenhäusern stationiert,die ebenfalls über eine normale Telefonnummer erreichbar waren.
Der Kreis Dithmarschen führte in den 1970erJahren wie viele andere Kommunen Deutschlands die erste Leitstelle für Feuerwehr und Rettungsdienst ein, auf der ab dann zentral die neu eingerichtete Notrufnummer 112 entgegengenommen wurde und die Alarmierung der Hilfsorganisation erfolgte. Hierfür wurden in den 1970er Jahren Funkgeräte und Funkmeldeempfängerbeschafft und ein kreisweites 4 m-Band-Funknetz für die Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben (BOS) eingerichtet. Auch die Alarmierung der Sirenen wurde technisch von der Kreisleitstelle ermöglicht.
Das Funkrufnamensystem für die Feuerwehr hieß zunächst noch "Florian Heide" und war bis ca. 1988 gültig. Die Feuerwehren waren nach Ämtern nacheinander durchnummeriert, teilweise teilten sich jedoch bis zu drei Freiwillige Feuerwehren eine Ortskennziffer. Der Teil der Fahrzeuge, der mit Funkgeräten ausgestattet war, wurde einfach mit fortlaufenden Ziffern versehen. Das heute gebräuchliche Funkrufnamensystem "Florian Dithmarschen" mit unterschiedlichen Kennziffern für jede Wehr und jeden Fahrzeugtyp ist erst seit ca. 1988 in Gebrauch.
Beispiele für das Funkrufnamensystem "Florian Heide" (bis 1988):
Florian Heide 14/1 - Freiwillige Feuerwehr Fiel, TSF - später FloDith 74/47/1
Florian Heide 14/4 - Freiwillige Feuerwehr Wöhrden, TLF 8 - später FloDith 75/21/1
Florian Heide 14/5 - Freiwillige Feuerwehr Wöhrden, LF 8 - später FloDith 75/41/1
Florian Heide 14/7 - Freiwillige Feuerwehr Ketelsbüttel, LF 8 -später FloDith 76/41/1
Die Kreisleitstelle in Heide befand sich bis 2001 im Erdgeschoss des Kreishauses in Heide, in dem auch die Kreisverwaltung untergebracht ist. Ausgestattet war diese mit zwei Disponentenarbeitsplätzen von denen aus alle Feuerwehren und der Rettungsdienst in Dithmarschen koordiniert wurde.
Die Leitstelle war rund um die Uhr besetzt, allerdings in der Regel nur mit einem Disponenten. In Ausnahmefällen z.B. bei Unwetter konnten weitere Disponenten nachalarmiert werden. Später waren mit steigender Einsatzzahl zeitweilig auch zwei Disponenten im Regeldienst.
Technisch kam die Kreisleitstelle Heide noch weitgehend ohne Computertechnik aus. Das Herzstück eines Disponentenarbeitsplatzes bildete die Telefonanlage, die bereitselektronisch die zahlreichen eingehenden Leitungen überwachte (Bildschirm in der Mitte des Disponententischs). Rechts daneben befand sich der Alarmgeber und die Bedienungseinrichtungen für die Funkanlage. Über den Alarmgeber wurden manuell die analogen Schleifen der alarmierten Einheiten einzeln ausgelöst.
Über der Telefonanlage am Schreibtisch ist die Wagenstandsanzeige des Rettungsdienstes mit Magnetschildern zusehen.
Die Einsatzbearbeitung erfolgte in der Regel "per Hand". Das heißt anstelle eines Einsatzleitrechners lagen Alarmpläneund Ausrückeordnungen in Papierform vor. Einsatzdaten wurden schriftlich festgehalten.
Ein wichtiges Instrument zur Einsatzmittelplanungin der Kreisleitstelle war eine große beleuchtete Wandkarte des Kreises. Auf dieser Karte waren Standorte und die Grenzen der Ausrückebereiche der einzelnen Rettungswachen eingezeichnet.
Zudem gab es Symbole für die Sonderausstattungenvon Freiwilligen Feuerwehren wie Atemschutz, Schere/Spreizer, Tanklöschfahrzeuge und Dreh- und Anhängerleitern.
Dieses Foto zeigt den Ausschnitt aus der Leitstellenkarte für Heide und Umgebung. DieAutobahnanschlussstellen sind ebenso vermerkt wie dieZuständigkeiten von Feuerwehr und Rettungsdienst auf denAutobahnabschnitten.
Das Foto dieser Karte entstand zum Ende der Leitstelle Dithmarschen. Die 1999 gebaute Rettungswache Ostrohe ist bereits eingezeichnet. Die RW Heide-Süd gab es damals noch nicht, dafür allerdings die Rettungswache der Bundeswehr in der Wulf-Isebrand-Kaserne.
Für die Feuerwehren in Heide und Umgebung sind unter anderem Symbole für Atemschutzgeräte (Sauerstoffflaschen-Symbol), hydraulisches Rettungsgerät (gegenüberliegende Dreiecke), Tanklöschfahrzeuge (Kreis und Quadrat, je nach Größe) und Hubrettungsgeräte (Dreieck) eingezeichnet.